The Story über mein Lieblingsgetränk (Teatime Story)

Tee, yeah!

Warum ich über Tee schreibe? Ist denn nicht schon alles geschrieben über Ziehdauer, Wirkung, Sorten, Geschmack und das alles? Wahrscheinlich. Es geht mir eher darum, wie ich Tee zubereite, trinke und genieße. Bin nicht sicher, ob das noch normal ist. Und da Wirkung, Sorten und Geschmack und das alles Bestandteile meiner Teezeremonie sind, sind sie auch Bestandteile dieser Teatime Story.

Mein absoluter Lieblingstee ist Grüntee. Den trinke ich seit über 40 Jahren. Auch wenn man mein Alter durch diese Angabe erahnen kann, sei das erwähnt. Auch wenn man das nicht glauben will, wie schon öfter geschehen, sei das erwähnt. Wirklich in Mode gekommen ist der Grüntee erst wesentlich später.

Grünen Tee zu kochen, ist auch das erste, was ich morgens mache. Mittlerweile 2 Liter, in einer Glaskanne. Morgens Tee kochen, machen sicherlich viele Menschen. Die Menge von 2 Litern könnte schon eher ungewöhnlich anmuten. Was dann kommt, ist wahrscheinlich nicht mehr ganz normal. Wenn es gut läuft, bereite ich am Vorabend alles vor, so dass am Morgen der Teefilter gereinigt, Kanne und Glas sauber glänzend auf mich warten. Meist wasche ich das morgens ab. Als nächstes tue ich drei gehäufte Teelöffel Tee in den Teefilter. Das sind ganz normale Teelöffel und die sind eher stark gehäuft. Als Teefilter nutze einen Filter aus Edelstahl/Kunststoff, gelegentlich auch Papierfilter. Den Tee gieße ich mit 70-80 °C heißem Wasser auf und lasse ihn zwischen anderthalb und zwei Minuten ziehen. 

An manchen Morgen hebe ich den Teefilter während der Ziehzeit leicht an, so dass ich die Teeblätter im Wasser gut sehen kann. Ich freue mich, wie schön und wie unterschiedlich die bei den verschiedenen Sorten aussehen. Nach der Ziehzeit nehme ich den Teefilter aus der Kanne heraus und stelle ihn schräg in ein kleines Glas, stecke meine Nase tief in den Filter und schnuppere den Duft des Tees. Nein, eigentlich inhaliere ich den Tee. Und freue mich wieder. Schon leicht berauscht.

Das was aus dem Teefilter raustropft, ist extrem kräftig (zudem ich ja den Tee tendenziell stark koche) und bei meiner Lieblingsteesorte »Temple of Heaven« ist das extrem herb und intensiv im Geschmack. Ich nenne das gelegentlich »Teepresso«. Ist ja auch in einen kleinen Glas, wie auf den Fotos zu sehen.

Diesen Sud trinke ich manches Mal sofort. Meist lasse ich den jedoch so stehen und genieße es kalt, wenn ich mit dem bereits einmal aufgegossenen Tee einen zweiten Aufguss mache. Das geht nämlich mit den grünen Tees. Viele können mehrfach aufgegossen werden. Ich vermute, das liegt daran, dass bei der Herstellung die meisten Inhaltsstoffe des Teeblattes erhalten bleiben.

Bei den mehrfachen Aufgüssen hat der Tee im Laufe des Tages immer weniger Koffein und er wirkt weniger. Ich gieße den nur zweimal auf, da er mir danach irgendwie zu weich wird. Den Tee, mit dem ich am Morgen die 2 Liter Wasser aufgegossen habe, gieße ich beim zweiten Aufguss nur in einem Glas auf. Dadurch wird der zweite Aufguss nochmal richtig kräftig. Quiz: Was mache ich mit dem Teefilter, wenn die Ziehzeit abgelaufen ist? Richtig, ich stelle ihn in das kleine Glas, wo er abtropfen kann. Ihr wisst, was kommt. Wenn ich nur ein Glas Tee koche, mache ich auch einen zweiten Aufguss, lasse den Tee dann jedoch doppelt lange ziehen. Kleines Glas und abtropfen ist wieder angesagt. Es gibt Teekulturen, bei denen ein kurzer erster Aufguss von etwa 20 Sekunden gemacht und dieser weggeschüttet wird (oh nein!). Erst der dann folgende habe den richtigen Geschmack. Kurz zurück zur Glaskanne. Wenn da Grüntee drin ist, stelle ich die einfach so hin, ohne den Tee warmzuhalten. Meines Erachtens verändert das zu sehr seinen Geschmack. In eine Warmhaltekanne kommt er mir definitiv auch nicht. Grüntee trinke ich bei all seinen Temperaturen, wenn er knapp unter 70 Grad ist und während seines gesamten Abkühlungsprozesses. Am liebsten bei 53,3 Grad. Okay, war ein Spaß. Doch ist das schätzungsweise die Temperatur, bei der ich ihn am liebsten trinke. Gemessen habe die nicht.

Morgens, im Büro

Wenn ich den Tee begonnen habe zu trinken passiert folgendes: Er wirkt. Neben den  unterschiedlichen Geschmacksrichtungen ist das der Grund, warum ich ihn so sehr liebe. Zumindest tritt die Wirkung ein, wenn man dafür sensibel ist. Das scheint nicht bei jedem zu funktionieren. Ich kenne Menschen, die sagen: »Ich merke von dem allen nichts.« Wie schade. Bei mir wirkt der Tee ganz extrem, wofür ich genauso extrem dankbar bin. Es ist eine angenehme sanfte Wirkung und ich merke buchstäblich, wie er mir langsam in den Kopf steigt. Ich kann hochkonzentriert arbeiten, werde ganz hell und klar, was der Kreativität höchst förderlich ist (siehe Gedicht unten). Dieser Zustand hält eine lange Zeit an, zumal ich regelmäßig nachfülle . Mein Teehändler kündigte mir einmal einen neuen Grüntee an, mit den Worten: »Da rollen dir die Augen!« Was soll ich sagen, wenn ich den trinke, rollen mir wirklich die Augen. Da wirkt etwas direkt nach oben in den Kopf und die Augen liegen nun mal auf dem Weg dorthin und werden dabei jedes Mal groß. Berauschend! Den Namen kann ich mir bis heute nicht merken. Also den des Tees. Den meines Teehändlers schon sehr lange.

Aus meinem Gedicht »Mein Geliebter – Grüner Tee«

Im Genuss den ersten Schluck geschlürft

gewiss der Wirkung die gleich kommt.

herb frisch der Geschmack.

Die Nase tief im Filter

feuchtwarmer Duft der Blätter

betörend wie am ersten Tag.

Nach zwölf Minuten führst du mich davon

zum Tempel der allerhöchsten Konzentration

machst meine Gedanken klar

trägst mich sanft in andre Sphären.

Teemittrinker:in im Atelier

Von Grüntee kenne ich die stärkste anregende Wirkung, wenn man ihn maximal 2 Minuten ziehen lässt, mit dem richtig temperierten Wasser (meist 70 - 80 Grad). Lässt man ihn zu lange ziehen kann er je nach Sorte recht bitter werden. Meines Erachtens bleibt er dabei anregend, doch habe ich »aus Versehen zu lange gezogen« eher selten. Nur wenn ich vergessen habe, den Timer am Herd anzuwerfen. Die Wirkung ist auch von der Teemenge abhängig, die man aufbrüht. Mehr Tee hat eine intensivere Wirkung, weniger Tee eine geringere Wirkung. Die erste Variante ist die von mir überwiegend genutzte. Es sei denn, es ist mittrinkender Besuch da.

Bei schwarzem Tee, den ich auch trinke, ist die Wirkung bis drei Minuten Ziehzeit anregend und von dann bis 5 Minuten beruhigend. Danach wird der zu kräftig, eventuell bitter. Auch den schwarzen Tee stelle ich in das kleine Glas, so dass ein Teepresso zusammentropft. Geschmacklich sind die Schwarztees und meine Schwarzteepressos jedes Mal ein Highlight.  Unter den schwarzen Tees gibt es kräftige Sorten, wenn ich die mit mehr Tee aufgieße und 5 Minuten ziehen lasse, fährt der mich richtig runter. Unglaublich und absolut cool. Beim Schwarztee mache ich nie einen zweiten Aufguss. Auf die vielen »FTGFOP« gehe ich nicht weiter ein. Diese Bezeichnungen für die Teeblätter finde ich zwar sehr interessant und vor vielen Jahren, als ich mich durch diese Buchstaben getrunken habe, gab es eine große Vielfalt geschmacklicher Unterschiede zu entdecken. Ganz einfach gesagt geben diese Buchstaben Auskunft über die Blattgröße und Qualität des Tees. Heute habe ich meine Tees auf eine überschaubare kleine Auswahl reduziert.

Was im Tee so anregend wirkt ist Koffein (welches im Tee »Teein« genannt wurde und teilweise noch genannt wird). Das ist das gleiche wie im Kaffee, von dem ich mich übrigens vor vielen Jahren verabschiedet habe. Gegen Ende des Studiums und in den ersten Arbeitsjahren war ich unter der Woche Kaffeetrinker und am Wochenende Teetrinker. Bis ich eines Tages hundertprozentig gemerkt habe, dass der Tee mein Getränk ist. No more coffee! Da ich die Titelgeschichte meines ersten kuriosen Tagebuches nicht spoilern will, sage ich nur ganz knapp: Das Koffein in Kaffee und Tee wirkt sehr unterschiedlich. Zumindest bei mir. Die Gründe der gänzlich unterschiedlichen Wirkungen des Koffeins in Kaffee und Tee habe ich mir vor vielen Jahren so gemerkt: Chemisch ist das Koffein in Kaffee und Tee identisch. Im Tee ist es jedoch an Gerbstoffe gebunden, die das Koffein langsam freisetzen. Im Kaffee ist das Koffein durch die Röstung an nichts mehr gebunden und wird schneller freigesetzt. Wenn ich Kaffee getrunken habe, hat es recht schnell ping gemacht und ich habe die anregende Wirkung gemerkt. Doch recht bald hat es auch wieder pong gemacht und die Wirkung ließ schnell nach. Beim grünen Tee dauert es etwa 10 Minuten und ich merke langsam die angenehme Wirkung. Sie hält deutlich länger an, über Stunden. Begeistert war ich natürlich, dass grüner Tee irgendwann als sehr gesund deklariert wurde. Yipiie.

Drei Blicke in den Teefilter:

So unterschiedlich sehen einige Teeblätter trocken aus:

So unterschiedlich können aufgegossenen grüne Tees aussehen:

Eine weitere Wirkung des Tees ist eine rein physikalische. Dort, wo sich in einem Behältnis sehr viel ansammelt, entsteht Druck. Insbesondere bei den Mengen, die ich trinke. Wenn ihr wisst, was ich meine. Ich trinke den halben Tag Tee. Entsprechend oft verbringe ich Teile der anderen Tageshälfte auf einer Toilette. Außerdem kenne ich auf den Wegen, die ich außer Haus zu erledigen habe, alle Möglichleiten, der rein physikalischen Wirkung nachkommen zu können.

Bei grünen und schwarzen Tees trinke ich am liebsten die nicht aromatisierten Sorten. Also den reinen Tee. Es gibt sehr unterschiedliche Geschmacksrichtungen bei beiden. Beim Grüntee kenne ich herb, lieblich, und Umami (das musste ich auch Googlen: herzhaft, würzig) und Kombinationen aus den dreien. Mein Favorit: Herb. Beim Schwarztee kenne ich: Nussig (Darjeeling), malzig (Assam), blumig, leicht herb-frisch (Ceylon). Mein Favorit: Ceylon. Kräftiger schwarzer Assamtee mit Milch oder Sahne schmeckt mega, trinke ich fast nie. Warum eigentlich nicht? Tee süßen? Äußerst selten bis nie. Grüntee sowieso nie. 

Favorit seit vielen Jahren
Favorit seit vielen Jahren

Auch wenn es mir jeden Tag schwerfällt: Ab 16 Uhr trinke ich, wenn ich am nächsten morgen früh aufstehen muss, weder Schwarz- noch Grüntee mehr. Ich kann sonst erst nach Mitternacht einschlafen oder werde in der Nacht wach und kann ein Buch lesen. Auch schon mal beides. In seltenen Fällen mache ich jedoch bewusst eine Ausnahme und trinke nach 16 Uhr Tee. Was für ein Festtag!

Für die späteren Stunden gibt es wunderbare Gewürz-, Kräuter- und Rotbuschtees von denen ich eine kleine Auswahl habe. Die schmecken sehr lecker und sehr unterschiedlich und haben auch ihre Wirkungen, welche ich nicht ganz so intensiv wahrnehme. Doch trinke ich die tagsüber viel zu selten. Vielleicht, vielleicht weil die anregende Wirkung fehlt. Sehr gerne trinke ich einen Gewürztee namens »Frauentee«. Ich hoffe, dass hat in meinem Fall keine Nebenwirkungen. Ich mag den wegen seines Süßholzes und dem damit einhergehenden Lakritz Geschmackes. Ein Kräutertee mit minzigem Lemon Geschmack, von dem ich mir wünschte, dass er bei mir volle Wirkung zeigt, heißt »Traumfigur«. Der Rotbusch Schoko Mint schmeckt nach After Eight. Muss ich mehr sagen? Am Ende findet ihr noch eine kleine Geschichte mit dem Titel »Erdbeertee« aus meinem kuriosen Tagebuch Teil 2 zu dem Thema.

Es ist schon erstaunlich, wo und wann überall bei mir eine Teetasse auftaucht.

Soll ich abschließend etwas zu Teetassen sagen? Was meint ihr? Eine Handvoll habe ich, allesamt Lieblingstassen und statt Worte hier ein Klassenfotos, ähm, ich meine natürlich Tassenfotos.

Tassenfoto

Falls ihr Teetrinker:innen seid, habt ihr ähnliche »Zeremonien«? Falls Nicht-Teetrinker:innen nun neugierig geworden sind und das Teetrinken ausprobieren, würde mich eure Erfahrung interessieren. Oder gehört ihr zu denen, die Tee nur trinken, wenn sie krank sind? Auf jeden Fall: Genießt den Tee!

Wer jetzt noch eine kreative Methode der Grünteezubereitung sucht, dem sei das Teelied von Bodo Wartke nahegelegt: Bodo Wartke - Tee

Eine kleine Liste mit meinen grünen Lieblingstees:

  • Temple of Heaven, mein Alltagstee, ein Gunpowder aus China, herb und kräftig
  • Gabalong, mein ab und zu Tee, Oolong aus Japan, mit erhöhten Gamma-Aminosäuren Anteilen, frisch-fruchtig, ganz leichter Umami-Geschmack
  • Shincha Kyushu, mein einmal am Wochenende Tee, Schattentee aus Japan, sehr aromatisch, süßlich, Umami-Geschmack
  • Gyokuro, mein Tee, wenn es etwas zu feiern gibt, hochwertiger Schattentee aus Japan, milder Umami-Geschmack

Und hier die Schwarztees:

  • Mokalbari, ein Golden Tippy Assamtee, typischer Assamtee-Geschmack, sehr aromatisch
  • Nilagama, typischer Ceylontee-Geschmack, fein und kräftig (das geht)
  • Ostfriesischer Sonntagstee, Assamtee-Mischung mit Vanillestücken

Wer immer noch mehr lesen möchte, passend zum Thema aus meinem kuriosen Tagebuch, Teil 2:

Erdbeertee

In unserem Büro waren von sieben Kollegen vier Teetrinker. Ganz guter Schnitt. Mittlerweile bestellten wir unseren Tee bei einem Teehändler aus der Region, der ihn dann ins Büro lieferte. Einer der Kollegen war probierfreudig und brauchte anscheinend nicht unbedingt das Koffein im Tee (welches ja auch Teein genannt wird). Ich selber brauchte das dringend und trank überwiegend einen grünen Tee mit recht hohem Koffeingehalt. Der einer Kollege jedoch trank auch verschiedene Kräuter- und Früchtetees. Wenn er die aufgoss, dufteten die immer sehr gut im ganzen Büro. Ich beneidete ihn ein wenig darum, denn ich weiß, dass diese Tees alles sehr lecker schmecken. An einem Morgen kam ich aus einem Meeting zurück in unser Büro und er hatte Erdbeer-Früchtetee aufgegossen und das duftete sogar bis weit in den Flur. Sehr schön, allerdings ein klein wenig wie Erdbeerkondome. Als ich ins Büro kam sagte ich:

»Alter, das riecht ja hier nach Erdbeerkondomen!«

Einer meiner Kollegen antwortete:

»Ich mach mir aber Gedanken, dass du weißt, wie Erdbeerkondome riechen.«

Meine Antwort:

»Ich mache mir Gedanken, dass du anscheinend nicht weißt, wie Erdbeerkondome riechen.«

Leseprobe meines Buches (Teil 1 des kuriosen Tagbuches):  Der Seehecht und die Kaffeebrille - Ein kurioses Tagebuch

 

Outtakes Teatime-Story