Buch "Der Seehecht und die Kaffeebrille"

"Ein humorvolles Tagebuch, dass die magischen Momente des Alltages zeigt, mit Begegnungen, die oft anders verlaufen, als erwartet."

ISBN 978-3-750283-75-6
Herausgeberin: Alexandra Schlagowski

Ein kurioses Tagebuch

Mit Illustrationen von Alessa Mar Wiegand Cáceres  


Leseprobe


Das Geburtstagsgeschenk

Januar 2018 

Seit Jahren putze ich mit zu engen Putzhandschuhen das Badezimmer. Spontan gehe ich in das Wohnzimmer, in dem meine Tochter sitzt und frage:

»Hast du schon ein Geburtstagsgeschenk für mich?«

»Nein«.

Ich halte meine Hände mit den hauteng anliegenden Putzhandschuhen hoch. Sie steht auf und macht ein Foto von den Teilen, so dass die Größenangabe zu sehen ist: M, 7 - 7 ½.

»Ich bräuchte die eine Nummer größer und hätte sie gerne in rosa.«

»Okay.«

Intuitiv weiß ich, dass dieses ein besonderes Geschenk ist. Jedes Mal, wenn ich zukünftig mein Geschenk tragen würde, würde ich an meine Tochter denken, an diese witzige Situation und die unkomplizierte Verrücktheit, die eine Pflicht zu einem Erlebnis mit einem freudigen Moment werden lässt. Doch das sollte nicht das einzige Erlebnis bleiben, an das ich mich zukünftig beim Tragen der Putzhandschuhe erinnern würde.

Drei Tage später – mein Geburtstag. Unter den Geschenken sind auch, welch Überraschung – Putzhandschuhe.

»Rosa gab es leider nicht«, sagt meine Tochter.

»Ist egal, die gefallen mir auf jeden Fall«, erwidere ich und bedanke mich für das Geschenk.

Allerdings hatte ich gesehen, dass mein Geschenk die gleiche Größe hatte, wie die vorherigen. Kann ich mit Sicherheit umtauschen, dachte ich.

Eine Woche später frage ich im Supermarkt eine Verkäuferin, ob ich die Putzhandschuhe ohne Kassenbon umtauschen könne. Sie überlegt kurz und sagt:

»Kaufen Sie doch heute die richtige Größe, kommen morgen mit dem Bon wieder und tauschen die Kleinen um. Die haben alle die gleiche Nummer.“

Ich bedanke mich, kaufe die Putzhandschuhe in Größe L, 8 - 8 ½, rosa gibt es leider nicht.

Zu Hause packe ich die neuen Handschuhe aus und probiere Sie an – viel besser als die Alten! Nachdem ich den Einkauf weggeräumt hatte, kontrollierte ich gewohnheitsgemäß den Kassenbon. ich will jedes Mal wissen, was die teuersten Sachen waren. Auch gewohnheitsgemäß zerreiße ich den Bon (in 26 Teile) und werfe ihn in den Müll. Fange an, ein paar Dinge in der Wohnung zu erledigen, komme dabei an meinem Geburtstagstisch vorbei und sehe die Putzhandschuhe, Größe M, 7 - 7 ½.

»Oh Mist«, unweigerlich kommt sofort dieser Gedanke: »Der Kassenbon liegt zerrissen im Müll …«.

Den Mülleimer hatte ich am Vorabend geleert, daher war nicht allzu viel drinnen. Ich puhlte aus Paprikascheiben und Papiertaschentüchern die einzelnen Restteile des Kassenbons. In der Tat beginne ich die Einzelteile zusammen zu legen. Es sind 26 und es ist nicht immer eindeutig, wie alles zusammengehört. Nach einigen Minuten ist es geschafft, ich hole Tesafilm und klebe alles zusammen.

Mit dem geklebten Bon gehe ich zur Info im Supermarkt und sage:

»Das ist wahrscheinlich der ungewöhnlichste Kassenbon, den Sie je gesehen haben, ich möchte gerne die hier zurückgeben«, und lege die Putzhandschuhe auf den Tisch.

Sie antwortet: »Na, das ist ja mal eine Aufgabe, was haben Sie denn da gemacht?«

»Mich hat irgendwann der Ehrgeiz gepackt. Kann ich damit die Putzhandschuhe umtauschen? Die stehen hier, kaum zerrissen.« Ich deute mit meinem Finger auf eine von zwei diagonalen Rissen eingerahmte Position auf dem Bon.

»Ja klar, das geht, da haben sie sich aber eine ganz schöne Arbeit gemacht.« Sie grinst, nein eigentlich lacht sie, gibt mir das Geld und fragt:

»Wollen Sie den Bon behalten?«

»Ja, auf jeden Fall – da steckt Arbeit drin.«

Sie fragt:

»Was sagen Sie, wenn ich Ihnen die Handschuhe auch ohne Bon umgetauscht hätte?«

Ich glaube ich stand achselzuckend nach einer Antwort suchend und sie setzte fort:

»Bei netten Kunden machen wir das nämlich.«

 

Rutschen in Hannover

Sommer 1995

Wir sind im Zoo in Hannover. Unsere erste Tochter ist 18 Monate alt. Wir schlendern an den verschiedenen Tiergehegen entlang, bestaunen die Tiere und erfreuen uns des schönen Sommertages – es ist ein entspannter Tag.

Am großen Spielplatz angekommen, sollte sich das für mich ändern. Unsere Tochter versuchte sich neugierig an einfachen Geräten und meine Frau meinte zu mir:

»Rutsch doch mal mit dem Kind auf der großen Rutsche, das macht ihr bestimmt Spaß.«

Ich erwiderte: „Das Kind will noch gar nicht auf die große Rutsche und ich will nicht mit ihr auf der großen Rutsche rutschen.«

»Aber es macht ihr bestimmt Spaß.«

»Dann rutsch du doch mit ihr«, sagte ich.

»Nein, ich rutsche nicht!«

Also war es beschlossen, dass ich rutschen wollte. Hoffnungslose Dialoge für einen Mann.

Meine Tochter ergriff meine Hand und zusammen erklommen wir die Stufen und Sprossen der großen Rutsche. Oben angekommen nahm ich meine Tochter auf den Schoß und die Fahrt auf meinem Po begann. In der Tat kam während unserer Fahrt nach unten Spaß auf, eventuell kam auch eine Erinnerung an meine Kindheit auf. Vor allem aber kam das Ende der Rutsche sehr überraschend und in circa 40 cm Höhe, damit die Kinder die Füße aufstellen und bequem loslaufen können.

Ich habe meine Füße nicht aufgestellt und mit dem Schwung aus der Rutsche und meiner Tochter auf dem Schoß krachte ich mit meinem Allerwertesten auf den harten Sandboden. Als erstes spürte ich wie im Rücken jeder meiner Wirbel krachte, einer nach dem andern. Dann realisierte ich, dass die circa 10 um die Rutsche auf ihre Kinder wartenden Mütter kräftig lachten. Dreimal dürfen Sie raten, wer am lautesten lachte.

Nach ein paar Tagen ließ der Schmerz nach, nach ein paar Wochen konnte ich fast alles wieder schmerzfrei machen.

 


Für Lust auf mehr, hier des gesamte Inhaltsverzeichnis:


Prolog

Tagebucheinträge 

 Teil I

Der Anfang (vier Jahre später) 
Fastenzeit
Mett
Ohne Führerschein
Bild fertig gemalt
Heimisches Gefühl
Fleck an Decke
Rote Kartoffelsuppe
Blumenkästen
Zwischenfall Keller
Exkremente
Schnelles Internet
66. Mai
Bananenschale
Männerparty
Socken I
Modell beim Frisör

 Teil II

Der Zigarrenkauf
Erdbeerwitz
Bademeister
Graphiti-Traum
Socken II
Halbe Semmel
Amsel
Samenhandlung
7252
Eisenpräparat
Wettervorhersage im Radio
Falsche Richtung
Kokosnuss
Honigmann
Hochzeit mit einer Salatschüssel
7252 – Fortsetzung I
Zoobesuch
Sommerzigarre 2019

Teil III

Rosa T-Shirt
Ooh, Gott
Berufswunsch
Erste Geburt
Vollkornwaffeln
Finnische Rosine
Salat trocknen
Rote Zwiebeln
Türsteher
Sauna
Tupper-Party
Bundeswehrsocken
Abercrombie & Fitch
Gleiche Brille – kleine Welt
Käsethekengespräch
Waschmittel
Wetter macht mit
Aprilscherz I
Schöner Tag

Teil IV

Socken III
Tigerunterhose
Roggenbrötchen
Erstes Autogramm
Das Geburtstagsgeschenk
Rutschen in Hannover
Silicon Valley - Von einer Dienstreise
Yoga
Vorstellungsgespräche
Die »rote« Tomate
Alter Witz
Ganz alter Witz
Ruhig über uns schreiben
Gedüngter Rasen
Pizza‘s Eleven
Der Seehecht und die Kaffeebrille
Nein gerne
Meine Eltern sind beim Papst
Kreative Geschenke

Teil V

Magischer Lichtschalter
Spekulatius
Chili con Carne vom Profi
Bootssteg
Taxigeschichten
Rollrasenmäher und Frischkäse
Sie schauen durch?
Konfuzius goes Outdoor
Der Herr geht drei Damen nach links
Socken IV
Ich fotografiere deine Stiefel
Das ist Otto
Das hässliche Lämplein
Abschied
Bike Mike
Arsch über Latte
Danksagung

Offenes Ende

Quellennachweis