The Story über das Filmfestival Braunschweig (Film Story)

November, 2022

Dieses Jahr und insbesondere heute, am 12. November 2022, geriet mir das Filmfest außer Kontrolle. Zumindest war es bei mir an diesem Tag etwas chaotisch. Das nehme ich dann mal zum Anlass, über das wunderbare »Braunschweig International Film Festival« zu schreiben.

Was war geschehen? In den Jahren vor Corona war ich zum Braunschweiger Filmfestival-Fan geworden. Das fing harmlos an. Vor etwa 8 Jahren erfuhr ich, dass es in Braunschweig ein Filmfestival gab. Nun bin ich nie ein ausgesprochener Cineast gewesen, doch schnell war mir klar: Da musste ich hin. Ich sah mir einige Filme an und stellte bei den Besuchen folgende Dinge fest: Die dort gezeigten Filme berührten mich ganz anders als  Mainstream-Filme, die dort gezeigten Filme beschäftigten sich mit Themen, sie gaben Einblicke, sie klärten auf und sie unterhielten, die Filme wurden mit etwas Hintergrundinformation (das mag ich sehr) anmoderiert, es gab Q&A mit Schauspieler:innen und Regisseur:innen, in den Kinofoyers kannst du dich gelegentlich mit ihnen unterhalten, das Filmfestival-Team war freundlich, ich hatte prima Gespräche mit anderen Filmfestivalgänger:innen und was mir besonders auffiel: das Filmfestival war bodenständig. Diese Kombination gefiel mir (und dem Künstler in mir) sehr gut, waren halt viele Gleichgesinnte dort. Im folgenden Jahr studierte ich rechtzeitig den Flyer, suchte Filme aus und erwarb die Tickets über eine Zehnerkarte. Im nächsten Jahr hat der Flyer zur Auswahl der Filme nicht mehr gereicht, ich war sehr interessiert an Details und studierte den Filmkatalog, erwarb eine Dauerkarte und erstellte mir einen eignen Filmplan, der durchaus wie ein Stundeplan aussah. 

Mein Programm stand, bevor das Filmfestival losgeht.

Teilweise hatte ich so viele Filme an einem Tag gesehen, dass ich auf die Frage: »Und, welche Filme hast du gesehen?« erstmal überlegen musste. Doch die Eindrücke und Inspirationen solcher Tage waren berauschend. 

  

Im Herbst 2019 schrieb ich an den letzten Seiten meines ersten Buches und schweren Herzens ließ ich das Filmfest ausfallen. Dann kam Corona. Der nächste Präsens-Berührungspunkt mit dem Filmfest kam 2022. Meine Frau sagte: »Ich habe eine Einladung zur Preview des Filmfestivals in Braunschweig bekommen. Wollen wir hingehen?« Über Instagram hatte ich das Filmfest schon vorläufig auf dem Radar, jedoch noch keine Pläne. Jetzt schon und ich sagte: »Ja cool, gerne.«

Die Preview war sehr schön und die ein oder andere Begrüßung ging so in dieser Art: »Na, auch wieder dabei?«, »Wir kennen uns vom Filmfest, stimmt«, »Hej, es ist wieder Filmfest!«. Die Trailer setzten alle Zeichen auf Dauerkarte. Es gab alte und neue Begegnungen, Gespräche mit Insights in das Filmfest-Projekt, eine informative Talkrunde mit Sponsoren und Festivalleitung durch eine sympathische Moderatorin und es gab beherzte Ansprachen der Vorstandsvorsitzenden. Vor lauter Begeisterung hatte ich an dem Abend fast das Fingerfood Buffet vergessen.

Das Filmfest selbst begann für uns mit dem Eröffnungsfilm »Safety Last!« Ein Stummfilm von 1923 in Schwarzweiß. Klingt nicht spektakulär? War definitiv mehr als das, denn das Staatsorchester Braunschweig spielte dazu live vor der großen Kinoleinwand. Im Astor Kino wurde dafür kurzerhand die erste Reihe Kinosessel des Saales 8 ausgebaut. Zweifelsfrei für mich einer der beeindruckendsten Kinomomente. Die live gespielte Musik passte punktgenau zum Film und machte das Ganze sehr spannend.

Vor dem Eröffnungskonzert »Safety Last!« mit dem Staatsorchester Braunschweig, 2022

In den Jahren gab es bei jedem Kinofestival reichlich Erlebnisse, die es für mich immer wieder besonders machten. Im folgenden ein paar Beispiele von diesem Jahr. In Q&As zu Filmen erfuhren wir, warum »Miss Osaka« zwei Frauen in den Hauptrollen hatte. Auf die Frage dazu antwortete der Regisseur: »[..] und weil ich mit Victoria drehen wollte.« Manches Mal sind die Dinge einfacher als gedacht. Für den Film »Five Devils« ist das Buch in Zusammenarbeit mit dem Kameramann geschrieben worden, was wohl eher ungewöhnlich ist. Klar, ich kann einen Film auch ohne diese Infos ansehen. Ich finde so etwas jedoch sehr spannend.

Tür aufhalten, na klar, gehört zu den guten Manieren

Beim Kinowechsel vom Astor zum Universum halte ich einer Dame die Tür auf und denke: »Ist sie wohl gerade einem Filmplakat entsprungen? Sie kam mir bekannt vor.« Als ich wenige Schritte später an den Aufstellern vor dem Kino vorbeiging, war diese Dame tatsächlich auf einem Filmplakat zu sehen. Sie war nominiert für den Braunschweiger Filmpreis und zu Gast bei ihrem Film »Family Dinner«.

 

Nach dem Film Miss Osaka, FAQ mit dem Regisseur

Am Donnerstagabend standen wir in der schmalen Schlange im Kassenbereich des Universum, als zwei Freunde an uns vorbeieilten. Auf unsere Begrüßung antworteten sie nur: »Unser Film hat schon angefangen.« Wir wünschten ihnen viel Spaß hinterher, unterhalten hatten wir uns später. Am Sonnabend nach dem Film »Day by Day« bildete sich eine kleine Gruppe im Kinosaal um eine Dame. Von ihrem Telefon las sie gerade die Gewinnerfilme aus den verschiedenen Kategorien vor. Das interessierte natürlich.

 

Kein Wunder, dass so vieles auf dem Filmfestival in Braunschweig erlebbar ist. Das Programm ist sehr umfangreich. Hier mein »2022 High-Level Trailer« in Textform: Weitere Flimkonzerte an verschiedenen Nicht-Kino Orten, zwei Wettbewerbsreihen und reihenübergreifende Wettbewerbe (zB Frauenfilmpreis, Nachwuchsfilmpreis, Queerer Filmpreis), neues internationales Kino, neue deutschsprachige Filme, Heimspiel Serie (Bezug zur Braunschweig, zB durch Schauspieler:innen, Regisseur:innen), Hochschul-/Uni-Programm (Filme der Student:innen), Internationale Dokumentarfilme, Sound on Screen, Green Horizons, At Midnight, Kinder- & Jugenfilme, Kurzfilmereihen (auch mit Frühstück beim Kurzfilmfrühstück), Preisverleihungen und natürlich die Festivalparty. Weitere Informationen findet die Suchmaschine des Vertrauens nach der Eingabe »filmfest braunschweig« auf der Webseite des Vereins.

2015. Nach dem Film »Pikadero« haben wir uns mit Hauptdarsteller Joseba Usabiaga (2.v.r.) eine viertel Stunde unterhalten.

Um die Filmfestivalzeit herum erwähnte ich dieses außerhalb des Filmfestivals des Öfteren. Hier und da hörte ich als Reaktion: »Wann ist das denn, ich verpasse das immer«, oder: »Das gibt es?« Nun gut, das ging mir vor 8 Jahren ja auch so.

Und was genau ist mir da außer Kontrolle geraten?

Da meine Wochen seit der Preview im Job und privat sehr voll waren (neben all dem schrieb ich tatsächlich wieder an einem Buch) wurde aus der geplanten Dauerkarte nichts. Stattdessen: Zehnerkarte und Einzeltickets. Ich entschied ich mich, am Wochenende vor dem Filmfestival das Programm zu studieren und Filme auszusuchen. Hat nicht funktioniert. Der neue Plan: Am Kinovortag erstellte ich eine Shortlist der Filme des nächsten Tages und wir kauften Tickets für unsere Favoriten.

Da ich bis zum Kinotagabend wieder die Filme des nächsten Tages ausgesucht hatte, kauften wir die Eintrittskarten für den nächsten Film. Und so weiter. Am Donnerstag hatten wir vor Filmbeginn noch etwas Zeit und erstanden schon einmal die Eintrittskarten für Sonnabend (»Five Devils« und »Day by Day«). Diese beiden Filmtermine hatten sich bei unserer Auswahl aufgrund des Programms frühzeitig ergeben. 

Am Freitagabend sahen meine Frau und unsere Tochter »Call by Jane« und ich sah mir »Anima Bella« an. Da mein Film etwas später begann, kaufte ich schon einmal die Tickets für den nächsten Tag (»Five Devils« und »Day by Day«). Nein, das ist kein Wiederholungsfehler. Wie gesagt, meine Wochen waren im Job und privat auch während des Filmfestes sehr voll. Wer vergisst da nicht schon mal etwas? Ich auf jeden Fall. Am Sonnabend wunderte ich mich, dass im Portomanie noch so viele Tickets waren, worüber ich mich erstmal freute. Doch beim Ansehen der Eintrittskarten stellte ich fest: Für zwei Filme waren die doppelt dabei.

Kleine Stärkung. Trotz, oder wegen des Chaos?

Vielleicht kann ich die ja umtauschen. Auf dem Weg nach Braunschweig fiel mir ein, dass der freundliche junge Mann beim Kauf der Zehnerkarte gesagt hatte: »Haben Sie die Zehnerkarte immer dabei, dann können Sie Tickets umtauschen, die Sie damit gekauft haben.« Auf dem Weg nach Braunschweig fiel mir ein: Die Zehnerkarte hatte ich nicht dabei. Lag zu Hause, war ja verbraucht. Na toll. Im Kino angekommen, mit relativ wenig Zeit vor dem Filmbeginn, sah ich erstmal eine Mega-Schlange. Okay, die war an der normalen Kinokasse. An der Festivallasse war gerade niemand. Also, eine junge Dame saß an der Kasse. Sie war sehr freundlich und hilfsbereit und der Umtausch ging tatsächlich, da sie die Zehnerkartennummer irgendwie herausfand. Immerhin hatten wir aufgrund dieses Doppelkaufs wieder Karten, die wir nutzen sollten. Und das taten wir am Sonntagabend, als nicht geplanten Abschluss mit dem Film »Aus meiner Haut«.

Und als Abschluss für diese Blog-Story bleibt mir noch dem Team des Vereins »Internationales Filmfestival Braunschweig e.V.« herzlichst zu danken. Ihr macht eine professionelle Arbeit und wie ich es bisher erlebt habe, sehr beherzt und sympathisch!! 

Epilog

Nachdem ich als Andenken am letzten Abend ein Plakat gegen eine Spende mitgenommen hatte, kamen mir später noch diese Zeilen in den Sinn.

 

Hier noch einige Erinnerungen an die Filmfestivals, die ich besucht habe.