The Story of 20 Plempelkisten

Was eine Plempelkiste ist? Das wusste ich bis vor einiger Zeit auch nicht, doch dann ergab meine Suche im Internet, genau dieses Wort als Antwort auf meine Frage "Wie heißen diese Pappboxen?" Warum ich nun 20 Stück davon besitze, lest ihr in dieser Story.

Vor etwa einem Jahr bin ich in Hannover in einem großen Geschäft für Künstlerbedarf und kaufe Malutensilien. Leider gibt es das wunderbare Geschäft Graphiti gegenüber der HBK in Braunschweig seit einiger Zeit nicht mehr und ich versuche mein Glück in dem für mich ungewohnt großen Einkaufsmarkt ähnlichem Laden. Nachdem ich alle Malutensilien im Wagen habe, sehe ich auf dem Weg zur Kasse eine Palette, auf der verschieden Aufbewahrungsboxen ausgestellt sind. Spontan denke ich, die wären doch praktisch, um mehr Ordnung in das Regal in meinem Atelier zu bringen. Die Boxen sind aus recycelter Pappe, senkrecht fein gestreift und sie gefallen mir auf Anhieb. Es gibt verschiedene Farben, doch die hellblauen, die ich gerne genommen hätte, sind in meiner gewünschten Größe nicht vorrätig. Ich renne gefühlt siebzig mal um den Stapel und letztendlich entscheide ich mich, ein paar wenige von den braunen zum Testen mitzunehmen.  Etwas dunkel finde ich sie zwar, doch immerhin ein schöner Farbton und er erinnert mich an Kakao.

In meinem Regal machen sich die Boxen prima, zumal es wesentlich praktischer ist, beim Putzen über eine Box zu wischen, anstatt viele einzelne Teile zu putzen. Etwa ein Jahr später entscheide ich mich, diese Ordnung weiter auszubauen und dafür die hellblauen Boxen zu bestellen. Das war gar nicht so einfach. Oder ich habe mich zu ungeschickt angestellt. Also, das Bestellen an sich war einfach, ja. Doch bis ich endlich mal herausgefunden habe, wie diese Boxen eigentlich heißen, das war, wie soll ich sagen? Ich war ab und zu kurz davor, mein Ordnungsprojekt aufzugeben. Wie ich später gefunden habe, steht der Name auf dem Boden der Box, von außen aufgedruckt. Soweit habe ich die Box jedoch nicht umgedreht. Ich hatte an einer Seite den Begriff „papierTiger“ gesehen, nicht weiter geschaut und den eigentlichen Namen natürlich nicht gefunden. So habe ich das Internet auf der Suche nach „papierTiger“ mehrfach umgekrempelt, meine Boxen jedoch nirgends entdeckt. Bei dem Einkaufsmarkt ähnlichem Laden gab es sie nicht zu Bestellen. Wie ich sie letztendlich gefunden habe, weiß ich tatsächlich nicht mehr. Hatte ja nicht vor, darüber zu schreiben, sonst hätte ich eine Notiz in eine Kladde gemacht. Die Namen finde ich amüsant: Plempelkiste (die kleinere), Rappelkiste (die größere). Jedenfalls bin ich so glücklich wie man beim Finden der von einem lange gesuchten hellblau gestreiften Pappboxen sein kann und bestelle 10 Stück. Großhandel - eigentlich brauche ich nur sieben, die gibt es jedoch nur im Zehnerpack. So eine Box kann man immer mal gebrauchen, denke ich und bestelle. Auf der Webseite des Großhändlers, ist die Box in braun abgebildet (so wie ich sie habe), allerdings mit einem Farbmuster der hellblauen (so wie ich sie möchte) in einer der Ecken des Bildes. Der Artikeltext sagt „hellblau“ und weist darauf hin, dass die Box dem Farbmuster entspricht und nicht so aussieht wie abgebildet. Hoffentlich geht das gut, denke ich. Die Tatsache, dass es nun eine Story darüber gibt, kann durchaus als Indiz dafür gesehen werden, dass es eben nicht gut ging.

Hier ein Foto von den Blauen, als sie ankamen. Von der ersten Lieferung hatte ich kein Foto gemacht. Wer ahnt denn, dass ich das mal brauchen würde.

Es dauert relativ lange, bis meine zehn Plempelkisten ankommen. Ist mir irgendwie sympathisch, erinnert mich an alte Tage, da hat das immer länger gedauert, die Zeiten waren ruhiger. Ich freue mich so sehr, wie man sich bei Lieferung der von einem lange erwarteten hellblau gestreiften Pappboxen freuen kann und öffne das große Paket. Na klar, muss ich selber falten. Wenn die etwa 15 cm hohen, mit einer Fläche etwas kleiner als DINA3, fertig gefaltet geliefert würden, wär das Paket so groß wie ein Billy-Regal von einem Meter Höhe. Genug Zahlen, ich räume das Verpackungsmaterial aus dem Paket und sehe – die Plempelkisten sind braun. Ich ärgere mich so sehr, wie man sich ärgert, wenn einem die falschen Plempelkisten geliefert werden. Nun gut, mal beim Großhändler anrufen. Der Stimme nach, ein junger Mann, sehr freundlich. Es täte ihm leid und er würde die Sache natürlich in Ordnung bringen. Er sehe im System, ich und auch seine Firma hätten alles richtig gemacht, doch der Lieferant habe die falsche Farbe eingepackt. Er ist nicht nur sympathisch, sondern auch umweltbewusst und ein guter Verkäufer. Im Gespräch fragt er, ob ich nicht Verwendung für 10 braunen Boxen hätte, dann würde er mir die Blauen ordern und mit einem 40% Rabatt berechnen. Das sei ja auch umwelttechnisch blöd, die Kisten hin und her zu schicken und wenn ich da eine Verwendung hätte, wäre uns ja allen geholfen. Nein, eine Verwendung für 20 von den Kisten hätte ich nicht, jedoch würde ich einen Moment darüber nachdenken erwiderte ich.  So eine Box kann man ja immer mal gebrauchen und lasse mich auf den Deal ein.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich bereits, dass ich über die Plempelkisten schreiben würde und habe erste dokumentarische Aufnahmen gemacht.

Bis die Hellblauen da sind, kann ich ja die Braunen schon mal nutzen und fange an, die zu falten. Die aufgedruckte Faltanleitung verstehe ich irgendwann am gleichen Tag. Nach etwa sechs Boxen hast du raus, wie es am besten geht, nach acht Boxen macht es sogar Spaß und nach 10 Boxen steht ein Stapel, so groß ein Billy-Regal von einem Meter Höhe vor dir und der Spaß ist schon wieder vorbei. Die Nutzung der Boxen in meinem Regal ist in der Tat so, wie ich es mir vorgestellt habe. Nur das sie halt braun sind.

Es dauert wieder genau so relativ lange, bis die neuen Plempelkisten da sind. Wer das Ganze nochmal miterleben möchte, kann ja den vorletzten Absatz noch einmal lesen. Mit dem Unterscheid, dass dieses Mal die Plempelkisten hellblau sind und ich nicht noch einmal 10 Stück bekomme. Nun, war doch von Anfang an klar, sonst hieße die Geschichte „The Story of 30 Plempelkisten“. Obwohl, die gibt es auch in einem schönen hellgrün und so eine Box kann man immer gebrauchen.

Falting of the hellblauen Plempelkisten

Als dann der Stapel hellblauer Boxen vor mir stand, ging, was glücklicherweise oft vorkommt, die Kreativität mit mir durch und das könnt ihr hier sehen, in "The Galerie of Anordnung".

©️ Michael Wiegand