Die Geschichte vom “Bob Dylan Abend”

Da bin ich nun auf dem Weg nach Magdeburg zu einem Bob Dylan Abend. Und das, obwohl ich nie wirklich ein Bob Dylan Fan war.

Jedoch hatte ein Moderator bei „mdr Kultur“ so beherzt über diesen Musiker gesprochen, dass ich bei allem zuhörte. Wie so oft, erschließen sich mir die Dinge mit entsprechender Hintergrundinformation und so etwas mag ich sehr. Da ich kein wirklicher Dylan Fan war, hatte ich nie bewusst seine Musik gehört, geschweige denn, mich mit ihm auseinandergesetzt. Wenn ich es über das Radio fachmännisch aufbereitet und mit Leidenschaft serviert bekomme, bin ich sofort dabei.

Lange bleiben die interessanten Fakten leider nicht in meinem Gehirn gespeichert. Ich erinnere mich nicht mehr an die Details, begreife jedoch, dass Dylan schon ein ganz besonderer Musiker ist. Das Einzige, das ich meine mich zu erinnern ist: Es gibt wohl drei Dylan Alben, die in keiner Sammlung fehlen sollten. Leider habe ich mir auch diese Albumtitel nicht gemerkt, doch mittlerweile für mich zwei besondere entdeckt.

Wenn in Zukunft Bob Dylan auf mdr Kultur gespielt wird, drehe ich das Radio lauter und mag immer mehr die Musik und die Stimme von Dylan. Vor allem die Art, mit der er diese Lieder singt. Von den gespielten Songs gefallen mir insbesondere  „Beyond Here Lies Nothin‘“, „I Feel a Change Comin’On“, „Ain’t Talkin“ und „Braggin‘“. Wird auf dem Display angezeigt und endlich merke ich mal was. Die Alben, auf denen diese Songs sind, höre ich mittlerweile öfter auf einem Musik Streaming Dienst, z.B. „Together Through Life“ und „Modern Times“.

Die Spannung bis zum Begin steigt.

Inzwischen hatte ich gelesen, dass Dylan ein Konzert, ganz in der Nähe, in Braunschweig geben würde und ich überlegte hinzugehen. Als Nächstes erfuhr ich, dass der Radiomoderator zusammen mit zwei weiteren Musikern einen Bob Dylan Abend machen würde, in Magdeburg. Sehr schnell fand ich die Idee charmanter, meinen Radiomoderator, der sich so gut mit Dylan auskannte und intensiv beschäftigt hatte, zu sehen und zu hören. Zumal in der Konzertankündigung stand, es gäbe auch Stücke aus der Dylan Autobiographie „Chronicles“. Klang wieder nach meiner geliebten Hintergrundinfo – Jungs, ihr habt gewonnen, ich komm zu euch.

Also ging es am 25. März 2019 zum Bob Dylan Abend nach Magdeburg,  zu „Hengstmanns“ (dem Magdeburger Familien-Kabarett), wo die Musiker an diesem Abend auftraten.

Da ich gerne Fotos machen wollte, frage ich am Einlass nach Erlaubnis. Der junge Mann klärt das mit den Musikern, diese stimmen zu und würden später gerne auch die Fotos sehen wollen. Bis zum Beginn des Konzertes unterhalte ich mich mit den netten anderen Gästen am Tisch.

Und dann geht es los: Mit einer gesprochenen Textpassage  über die Lautsprecher. Es geht um die Ankunft Dylans in New York, alias Robert Allen Zimmermann. Während die Ansage läuft, betreten die Musiker, durch das Publikum kommend, die Bühne. Pedro Querido setzt sich zu den Gitarren, Jan Kubon setzt sich ans Mikro, Gitarre und dem kleinen hölzernen Kistchen mit den Harps, Martin Rückert bleibt am Kontrabass stehen. Sie nehmen die Instrumente auf, stellen die Mikros ein und als die Textpassage zu Ende ist, spielen sie den ersten Song. Ich hatte nicht vor, über diesen Abend eine Story zu schreiben, die Idee bekam ich erst Wochen später. Daher kann ich auch gar nicht mehr sagen, welche Songs gespielt wurden. Hätte ich die Idee vorher gehabt, hätte ich Notizen angefertigt. So verbringe ich einfach wunderschöne Zeit in einer anderen Welt und genieße was ich höre und sehe.

Pedro Querido, Jan Kubon, Martin Rückert (vlnr)

Und das was ich höre und sehe empfinde ich als warme, mit Herz gespielte Musik und gesungene Texte, ich habe das Gefühl, das ist ganz nah und ich kann daher irgendwie für ein paar Momente teilhaben, an der Leidenschaft der Musiker und Einblicke bekommen in die Welt Dylans. In den Zwischenmoderationen, die ich persönlich immer wieder liebe, erfahre ich Teile aus Dylan’s Leben, was ihn motivierte ein bestimmtes Album zu machen, „Highway 61 Revisited“ soll ein Besonderes gewesen sein, ich höre Details über Songs,  und bekomme Informationen auf einem Level, die ich als nicht Vollzeit Dylan Fan in dem Moment spannend finde, mir Freude machen und mich in das Dylan Universum eintauchen lassen. Und Freude hat das Publikum, denn die charmante Moderation von Jan Kubon und seine kleinen Geschichten um das Thema Dylan und Musik, sind unterhaltsam präsentiert und bieten immer wieder mal Anlass zum Schmunzeln. Zwischendurch reißen 2 Saiten, ein Glaszylinder fällt runter, da ist Leben auf der Bühne - für mich alles Zeichen der Leidenschaft, mit der die Musik gespielt wird. All diese Details, gepaart mit richtig gut gespielter Musik mit Gitarren, Bass, Mundharmonika und Banjo, machen den Abend für mich unvergesslich.

Später auf der Fahrt nach Hause sitze ich beglückt, berührt und etwas berauscht von dem Erlebten im Auto und hoffe, dass ich dieses Konzert irgendwann noch einmal hören kann. Wenn von solchen besonderen Konzerten eine CD produziert würde, ich würde sie sofort kaufen. Ich bin extrem begeistert, von den tollen Musikern. Von Jan Kubon, den ich bis dahin lediglich als Radiomoderator kannte und ich heute Abend gelernt habe, dass er (meines Erachtens) ein leidenschaftlicher Musiker und Sänger ist, mehrere Instrumente beherrscht und mit einer variantenreichen Stimme singt. Er und die beiden Musiker haben ein sehr besonderes Konzert gespielt und ich war froh, hierher und nicht zum Meister selber gegangen zu sein. Hier habe ich mehr über Dylan erfahren als auf einem Konzert von ihm. Das Konzert von Dylan wäre sicherlich auch toll und speziell gewesen, doch das was ich an diesem Abend in Magdeburg erlebt habe, war näher und  wärmer, als ein Konzert in einer großen Halle hätte sein können.

©️ Michael Wiegand